Schienenfahrzeuge sind meist auf eine Lebensdauer von rund 40 Jahren ausgelegt. Nach rund der Hälfte der Lebensdauer ist eine Aktualisierung der Technologie und Ausstattung angebracht, wodurch Schienenfahrzeuge sicherer, komfortabler und energieeffizienter werden. Erreicht werden kann dies etwa durch den Einbau moderner Antriebssysteme, verbesserter Bremsen, neuer Inneneinrichtungen, barrierefreier Zugänge oder auch durch die Integration von Informations- und Kommunikationstechnologien. Lebensdauerverlängernde Massnahmen bei Schienenfahrzeugen sind ressourcenschonend und rechnen sich meist auch wirtschaftlich im Vergleich zu Neubeschaffungen. Somit bringen sie auch im Sinne der Nachhaltigkeit grosse Vorteile. Helbling hat in der Vergangenheit viele umfangreiche Projekte in diesem Feld umgesetzt. Damit diese gelingen, braucht es einen methodischen Ansatz und interdisziplinäres Vorgehen.
Schienenfahrzeuge können länger als ursprünglich vorgesehen im Einsatz sein. Dazu braucht es jedoch eine Erneuerung. Helbling unterscheidet in diesem Rahmen vier lebensdauerverlängernde Massnahmen:
1. Modernisierung:
Ziel ist hier eine Verlängerung der Nutzung mit gleichzeitiger Aufwertung. Dazu gehören Massnahmen zur Verbesserung bekannter Schwachstellen, zur Verbesserung des Passagierkomforts, zur Senkung der Betriebskosten und des Ressourcenverbrauchs sowie zur Erhöhung der Zuverlässigkeit und Sicherstellung der Betriebsfähigkeit.
2. Umbau:
Ein bestehendes Fahrzeug soll eine andere Funktion erfüllen und wird dazu umgebaut. Ein Beispiel sind Fahrzeuge mit Dieselantrieb, die als Beitrag zur Dekarbonisierung einen elektrischen Antrieb erhalten. In der Schweiz betrifft dies hauptsächlich Dienstfahrzeuge und Baumaschinen. Passagierzüge werden bereits elektrisch betrieben.
3. Sanierung:
Treten bei mehreren Fahrzeugen einer Flotte Schäden auf und sind ähnliche Schäden bei weiteren Fahrzeugen dieser Flotte zu erwarten, muss die Ursache gefunden und eine dauerhafte Lösung umgesetzt werden.
4. Reparatur:
Nach Schäden durch lange Nutzung oder einen Unfall wird die ursprüngliche Funktion wiederhergestellt, allenfalls mit anderer Ausführung als im Originalzustand. Ein Beispiel ist eine Gusskomponente, die wegen fehlender Gussform durch eine Schweisskonstruktion ersetzt wird.
In diesem Sinne hat Helbling in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Kunden bereits Projekte durchgeführt. Um nur ein Beispiel zu nennen: Für die SBB wurden Schienentraktoren des Typs Tm 232 zu Schneeschleudern des Typs Xrotm 491 umgebaut.
Phasenweises Vorgehen sichert den Projekterfolg
Wie unterschiedlich die einzelnen Projekte bei Helbling auch sind – am Anfang stehen jeweils eine gründliche Durchführung der Anforderungs- und Machbarkeitsphase. Dieses Vorgehen trägt massgeblich zum späteren Projekterfolg bei und schützt vor bösen Überraschungen in den weiteren Phasen. Das Beispiel von Rissen in der Fahrzeugstruktur zeigt dies exemplarisch: Der Riss kann zugeschweisst oder mit einer Verstärkungsplatte versehen werden. Dies löst das Thema auf kurze Sicht, lässt jedoch die Frage nach der Ursache unbeantwortet. Das Resultat ist das zeitlich versetzte Auftreten neuer Risse, zu deren Behebung weitaus grösserer Aufwand betrieben werden muss.
Anforderungsphase setzt den Rahmen
In der Anforderungsphase werden die grundsätzlichen Eckpunkte des Projektes abgesteckt. Dabei helfen Antworten auf folgende Fragen:
- Was soll in welchem Zeitrahmen erreicht werden?
- Welche Fahrzeuge stehen zur Verfügung?
- Wer sind die Stakeholder im Projekt (intern / extern)? Und was sind ihre Verantwortlichkeiten?
- In welchem Rahmen sind die geplanten Arbeiten zulassungsrelevant?
- Welche Normen, Gesetze, Verordnungen, etc. sind einzuhalten?
Die Themen Stakeholder, Zulassung, Normen, Gesetze und Verordnungen sind besonders zu beachten. Die Mühlen öffentlicher Verbände und Zulassungsbehörden mahlen in ihrem eigenen Tempo und haben ihre Vorgehensregularien. Normen, Gesetze und Verordnungen verursachen zusätzlichen Aufwand bei der späteren Umsetzung und der Nachweisführung. Sind während der Projektdauer Änderungen in Regelwerken absehbar, ist zu klären, wie damit umgegangen wird.
Machbarkeitsphase schafft die Basis
In der Machbarkeitsphase geht es in erster Linie darum, das Projekt technisch wie wirtschaftlich auf ein solides Fundament zu stellen.
In diesem Rahmen wird der Zustand der Fahrzeuge untersucht und deren Eignung für die geplante Aufgabe geprüft. Dazu sind auch weitere Fragen zu beantworten wie die Behebung von Korrosionsschäden oder die Entfernung von Asbest. Gewicht und Schwerpunkt der Fahrzeuge unterliegen Beschränkungen, die bei Umbauten zu beachten sind. Zur Machbarkeitsklärung werden die Arbeitsschritte beschrieben, Risiken identifiziert und das Vorgehen zu deren Minderung gesucht. Bei der Beschaffung von Kaufteilen müssen eventuell lange Lieferzeiten berücksichtigt werden. Für die Zulassung kann zudem eine frühzeitige Abstimmung mit den Zulassungsbehörden sinnvoll sein.
Nach diesen Abklärungen wird die Planung erstellt, dabei sind die groben Kosten und Termine zentral. Die Projektorganisation dokumentiert die Beteiligten und deren Verantwortungsbereiche. Zur Planung gehört auch die Verfügbarkeit der einzelnen Fahrzeuge für den Umbau sowie die nötigen Einrichtungen und das Umbaupersonal.
Externe Unterstützung bringt Mehrwert
In diesem komplexen Prozess macht es aus vielen Gründen Sinn, dass Fahrzeugbesitzer einen externen Engineeringdienstleister wie Helbling beiziehen:
- Die eigenen Mitarbeiter sind durch ihr Tagesgeschäft absorbiert.
- Durch die Sicht von aussen wird einer Betriebsblindheit vorgebeugt.
- Die Erfahrung zur Durchführung solcher Projekte fehlt intern.
- Der Kunde kann vertieftes Fachwissen zu allen Disziplinen beiziehen.
- Das Projekt erhält ein Preisschild und einen klaren Lieferumfang.
- Die Grösse des Projektteams kann variabel über die Dauer gestaltet werden.
Zusammenfassung: Fahrzeuge bleiben dank Erfahrung, Multidisziplinarität und phasenweisem Vorgehen länger auf der Schiene
Die Komplexität lebensdauerverlängernder Projekte bei Schienenfahrzeugen ist durch die hohe Abhängigkeit der unterschiedlichen Aspekte und deren Feinabstimmung gegeben. Um diese erfolgreich umzusetzen, ist es absolut zwingend, dass unterschiedliche Disziplinen eng zusammenarbeiten. Helbling kann auf Fachleute in den relevanten Bereichen zurückgreifen und bringt zudem Erfahrung im Projektmanagement ein. Denn es braucht einen ganzheitlichen Ansatz zur Umsetzung dieser Projekte.
Autoren: Martin von Wartburg, Jörg Bellingen, Dietmar Uebelmann
Hauptbild: Montreux Oberland Bernois Railway